Das pandemiebedingte Verkaufsverbot für privates Silvesterfeuerwerk stürzte das Unternehmen erwartungsgemäß in die schwerste Krise seit Firmengründung.
Eitorf, 15.07.2021 | Die am 13.12.2020 getroffene Entscheidung der Bundesregierung, zur Eindämmung der Corona-Pandemie ein deutschlandweites Verkaufsverbot von Silvesterfeuerwerk auszusprechen, hat das Geschäftsmodell des Eitorfer Feuerwerkshersteller WECO erwartungsgemäß schwer getroffen. Die Entscheidung hat das Unternehmen in die größte Krise seit seiner Firmengründung im Jahre 1948 gestürzt. In der Folge wurde der Betriebsrat des Unternehmensstandorts in Freiberg durch die Geschäftsleitung informiert, dass eine Schließung des Produktionsstandorts aus Gesellschaftersicht unumgänglich ist.
Gut sieben Monate ist die Entscheidung über ein Verkaufsverbot für Silvesterfeuerwerk inzwischen her, doch der Schock bei Geschäftsleitung und Belegschaft des Traditionsunternehmens sitzt immer noch tief. Seit Jahresbeginn befinden sich sämtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Hauptstandort Eitorf sowie in den Produktionsstandorten Kiel und Freiberg in Kurzarbeit. Denn auch wenn die pyrotechnische Industrie in der Überbrückungshilfe III des Bundesfinanzministeriums und Bundeswirtschaftsministeriums berücksichtigt wurde, bedeutete das Verkaufsverbot einen Komplettausfall des Hauptgeschäfts und damit einen immensen wirtschaftlichen Schaden für das Feuerwerksunternehmen. Das Geschäftsmodell ist vollständig auf Silvester ausgerichtet und der Umsatz wird zu 95 Prozent an den letzten drei Tagen im Jahr erwirtschaftet und die Ware vollständig vorfinanziert.
Nachhaltige Kosteneinsparungen notwendig
Thomas Schreiber, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens dazu: „Um überhaupt weiter handlungsfähig zu sein, sind nachhaltige Kosteneinsparungen nötig und wir ziehen daher derzeit eine Schließung unseres Werks in Freiberg in Erwägung“. Der Betriebsrat am Standort wurde bereits vor einigen Tagen durch die Geschäftsleitung über das Vorhaben informiert und befindet sich nun in interner Abstimmung. „Die Information an Betriebsrat und an die Belegschaft in unserem Werk ist noch ganz frisch. Derzeit laufen daher viele unterschiedliche interne Abstimmungen durch und mit unserem Betriebsrat, weshalb wir zum aktuellen Zeitpunkt noch keine weiteren Details nennen können“, so Thomas Schreiber weiter. Die Geschäftsleitung wartet nun auf die Stellungnahme der Arbeitnehmer:innenvertretung.
Ausschließlich Sparte Unterhaltungspyrotechnik betroffen
Die Überlegungen zum Standort Freiberg betreffen die Unternehmenssparte Unterhaltungspyrotechnik/Feuerwerk. Auf dem 550.000 qm großen Areal, welches den flächenmäßig größten Standort darstellt, befindet sich neben der Feuerwerksproduktion auch der Fertigungsbereich des Tochterunternehmens SF-Automotive. Das Unternehmen stellt pyrotechnische Granulate für die Airbag-Produktion her und ist Hauptlieferant eines Automobilzulieferers.
Der Fertigungsstandort Freiberg blickt auf eine über 300-jährige Tradition zurück. Seit nunmehr rund 35 Jahren gehört der Standort zur WECO-Gruppe und beschäftigt dort insgesamt rund 150 Menschen. „Uns liegt natürlich sehr viel an unserem Standort Freiberg und vor allem an den Kolleginnen und Kollegen, weshalb uns diese Überlegungen natürlich sehr schwerfallen – auch wenn sie aus meiner und aus Sicht meiner Geschäftsführerkollegen unumgänglich sind“, konstatiert Jürgen Bluhm, Geschäftsführer im Bereich Finanzen und Tochterunternehmen Inland.
Geschäftsführung bereits in Kontakt mit Wirtschaftsministerium Sachsen
Die WECO-Geschäftsführung befindet sich bereits in Kontakt mit dem Wirtschaftsministerium Sachsen, um gemeinsam an möglichen Lösungen für den Wirtschaftsstandort Freiberg zu arbeiten und um die Auswirkungen einer möglichen Standortschließung für die Menschen vor Ort abzufedern. „Ebenfalls befinden wir uns bereits in Gesprächen mit zwei größeren Firmen vor Ort, um über mögliche neue Berufsperspektiven bzw. Beschäftigungsmöglichkeiten für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu werben“, so Bluhm weiter. „Wir lassen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht im Stich und sind so auf alle Eventualitäten vorbereitet.“
Dass man überhaupt einmal über Kurzarbeit oder gar Standortschließungen nachdenken müsse, hätte bei WECO noch bis vor weniger als einem Jahr niemand gedacht. „Die aktuelle Situation lässt jedoch kaum andere Maßnahmen und Überlegungen zu, auch wenn es uns extrem schwerfällt. Schließlich geht es hier um unser Lebenswerk“, gibt Thomas Schreiber abschließend zu verstehen